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Ruth Levinger


Luisenstr. 7

Geburtsdatum:
20.01.1908
Geburtsort:
München
Todesdatum:
20.09.1940
Todesort:
Tötungsanstalt Hartheim
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte; Opfer der Krankenmorde
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
23.11.2022
Stadtteil:
Bogenhausen

Ruth Levinger, geboren am 20. Januar 1908 in München, wuchs gemeinsam mit ihrem drei Jahre jüngeren Bruder Fritz in einem schönen Haus mit Garten in der Gaußstraße 3 im Münchner Stadtteil Bogenhausen auf. Ihre Kindheit war behütet. Nach der Gebeleschule besuchte sie das Luisengymnasium. Sie war eine gute Schülerin. In der 7. Klasse charakterisierte sie ihr Lehrer als „sehr zielbewusst u. selbständig im Denken u. Handeln“ und ergänzte: „Ist allgemein geachtet und beliebt, scheint soziale Gesinnung zu haben.“ Ihr ausgezeichnetes Abiturzeugnis unterzeichnete Oberstudiendirektor Joseph Gebhard Himmler, der Vater des späteren Reichsführer SS Heinrich Himmler. Ruth Levinger studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Medizin und Philosophie. Am 11. November 1932 wurde sie vom Studium abgemeldet und wegen einer akuten Erkrankung in der Kuranstalt Obersendling aufgenommen.
Nach der „Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten emigrierten Ruth Levingers Bruder Fritz und ihre Eltern Elisabeth und Siegfried Levinger nach Palästina. Weil sie wegen ihrer Erkrankung die für eine Einwanderung erforderlichen Gesundheitszeugnisse nicht vorlegen konnte, musste Ruth Levinger in Deutschland bleiben. Nach Aufenthalten in verschiedenen Anstalten wurde sie am 8. Februar 1939 in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt.
Jüdische Psychiatriepatientinnen und -patienten wurden in der NS-Zeit in zweifacher Hinsicht verfolgt: als Jüdinnen und Juden und als „Geisteskranke“. Im Rahmen der am 15. April 1940 auf Anweisung des Reichsinnenministeriums angelaufenen „Sonderaktion gegen jüdische Anstaltspatienten“ wurden in den Jahren 1940/41 bis zu 2.500 Menschen getötet, darunter auch Ruth Levinger. In den frühen Morgenstunden des 20. September 1940 wurde sie gemeinsam mit 190 weiteren Männern, Frauen und Kindern in die oberösterreichische Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert. Dort wurde sie am selben Tag oder in den Folgetagen mit Kohlenmonoxid ermordet. (Text Dr. Sibylle von Tiedemann; Lektorat C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für Schülerinnen des Luisengymnasiums

Zum 200. Jahrestag seiner Gründung veranstaltete das Luisengymnasium eine Gedenkveranstaltung, um an 20 ehemalige Schülerinnen zu erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

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