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Gertrud Fanny Lewin, geb. Samson


Luisenstr. 7

Geburtsdatum:
27.05.1911
Geburtsort:
Stuttgart
Todesdatum:
25.11.1941
Todesort:
Kaunas
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
23.11.2022

Gertrud Fanny Samson wurde als Tochter des jüdischen Kaufmanns und Fabrikanten Wilhelm Samson und seiner Frau Else am 27. Mai 1911 in Stuttgart geboren. Mit sieben Jahren zog Gertrud mit ihren Eltern und ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Lisbeth nach München. Von Mai 1922 bis März 1928 besuchte sie das Luisengymnasium. Anschließend ging sie auf die Handelsschule und wurde Stenotypistin. Im November 1934 heiratete Gertrud Samson den Kaufmann Rudolf Martin Lewin, der eine Firma mit Büromöbeln, Büromaschinen und sonstigem Bürobedarf in der Sonnenstraße 12 betrieb. Das Paar bekam zwei Söhne: Hans Berthold, 1935 geboren, und Michael, 1938 geboren.
Spätestens die „Kristallnacht“ am 9./10. November 1938 machte Gertrud und Rudolf Lewin deutlich, dass sie als jüdische Familie in Deutschland keine Zukunft hatten. Denn Rudolf Lewin und sein Schwiegervater wurden am 10. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Gleichzeitig entzog das NS-Regime der Familie die finanzielle Grundlage: Rudolf Lewin musste seine Firma Ende 1938 schließen. Weil er nachweisen konnte, dass er Papiere für die Emigration nach England hatte, kam er im Januar 1939 aus dem KZ frei und konnte im März 1939 nach England ausreisen. Gertrud Lewin und ihre Söhne lebten nun bei ihren Eltern, zuerst in der Hohenzollernstraße 104, später in der Rumfordstraße 8. Verzweifelt versuchte Gertrud Lewin, ihrem Mann zu folgen – vergeblich. Die Gestapo deportierte sie zusammen mit dem sechsjährigen Hans und dem dreijährigen Michael am 25. November 1941 nach Kaunas. Dort erschoss die SS sie fünf Tage später.
Auch Gertrud Lewins Eltern überlebten die NS-Zeit nicht: Wilhelm und Else Samson wurden am 13. Juli 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz oder in das Ghetto Warschau deportiert und ermordet. Gertrud Lewins Schwester Lisbeth gelang die Flucht in die USA. Rudolf Lewin siedelte später von England nach Israel über und starb 1992 in Haifa; er erinnerte mit Pages of Testimony an seine Familie.
(Text : Theresa Kappl, Emiliana Pietzsch, Julia Sailer, Emilia Schauer; Lektorat C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für Schülerinnen des Luisengymnasiums

Zum 200. Jahrestag seiner Gründung veranstaltete das Luisengymnasium eine Gedenkveranstaltung, um an 20 ehemalige Schülerinnen zu erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

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