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Josephine Löwy, geb. Steiner


Luisenstr. 7



Geburtsdatum:
17.02.1912
Geburtsort:
München
Todesdatum:
31.12.1942
Todesort:
Sobibor
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
23.11.2022

Josephine Steiner erblickte am 17. Februar 1912 in München das Licht der Welt. Ihr Vater Samuel Steiner war selbstständiger Kaufmann. Da er aus Budapest stammte, hatte die Familie die ungarische Staatsbürgerschaft. Samuel Steiner wurde im Ersten Weltkrieg verletzt und betrieb nach Kriegsende in der Tulbeckstr. 5 eine Provisionsvertretung in Wäsche und Leinenwaren. Josephines Mutter Karolina pflegte ihren Mann und stellte Kinderkleider, Damen- und Kinderwäsche sowie Herrenmaßhemden her. Josephine Steiner besuchte von Mai 1922 bis März 1929 das Luisengymnasium. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte sie eine Hauswirtschaftslehre im Jüdischen Kinderheim in der Antonienstraße. Später arbeitete sie als Verkäuferin und Kontoristin.
1937 heiratete Josephine Steiner in München den aus Zürich stammenden kaufmännischen Angestellten Erwin Löwy. Bereits ein Jahr zuvor war ihr gemeinsamer Sohn Ernst Alfons in Zürich geboren worden. Warum die Familie nicht in die Schweiz zog, sondern in die autokratische, antisemitische und mit Deutschland eng verbündete Slowakische Republik, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Möglicherweise glaubten sich Josephine Löwy und ihr Mann durch die Geburt von Erwin Löwy in der Schweiz geschützt. Die Familie lebte in Bratislava, zunächst in der Wachtmeisterstraße 639 und später in der ulica Vydrica 37. Ernst Löwy arbeitete als Kaufmann. 1940 kam Tochter Franziska zur Welt.
Mit großer Brutalität und ohne nennenswerte Gegenreaktion der nichtjüdischen Bevölkerung begann am 25. März 1942 in Abstimmung mit dem Deutschen Reich die erste Deportationswelle. Am 7. Juni 1942 ließ die slowakische Regierung Josephine Löwy, den fünfjährigen Erwin Alfons und die zweijährige Franziska mit Transport Nummer 43 vom Sammellager Bratislava-Patrónka über das Sammellager Žilina in das Vernichtungslager Sobibor deportieren. Alle drei wurden nach Ankunft des Zuges sofort in den Gaskammern ermordet. Erwin Löwy war bereits am 12. April 1942 mit einem der ersten Transporte von Trnava in das Konzentrationslager Lublin-Majdanek deportiert worden. Sein Todesdatum ist unbekannt. Josephine Löwys Eltern konnten nach Ungarn emigrieren und überlebten dort in einem Ghetto. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte das Ehepaar nach München zurück. (Text Barbara Hutzelmann; Lektorat C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für Schülerinnen des Luisengymnasiums

Zum 200. Jahrestag seiner Gründung veranstaltete das Luisengymnasium eine Gedenkveranstaltung, um an 20 ehemalige Schülerinnen zu erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

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