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Elisabeth Rosa (Liesl) Jochsberger


Luisenstr. 7



Geburtsdatum:
14.09.1910
Geburtsort:
München
Todesdatum:
20.09.1940
Todesort:
Tötungsanstalt Hartheim
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte; Opfer der Krankenmorde
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
23.11.2022

Elisabeth Rosa Jochsberger wurde am 14. September 1910 in München als Tochter des Kaufmanns Ernst Jochsberger und seiner Frau Molly geboren. Sie wuchs mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Margarethe in der Schwabinger Tengstraße 27 auf. Im Erdgeschoss des Hauses betrieb ihr Vater sein Modegeschäft „Modeneuheiten“. Elisabeths Familie war jüdisch; sie selbst feierte 1925 ihre Bat Mitzwa in der Münchner Hauptsynagoge. Sie besuchte zunächst die reformpädagogische Hohenzollernschule und wechselte 1920 auf das heutige Luisengymnasium. Ihre Lehrerinnen und Lehrer beschrieben sie in Zeugnissen als fleißig, gutwillig und bescheiden und gaben ihr durchgängig gute Noten. Im März 1926 verließ Elisabeth mit 16 Jahren die Schule und arbeitete als Schauspielerin und Hausangestellte.
In der NS-Zeit verfolgten die Nationalsozialisten sie als Jüdin und psychisch Kranke. Wann und an was Elisabeth Jochsberger erkrankte, ist nicht bekannt. Fest steht nur, dass sie am 29. August 1939 von der Psychiatrischen Universitätsnervenklinik in der Nußbaumstraße in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar überwiesen wurde. Im Zuge des nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programms wurden jüdische Psychiatriepatientinnen und -patienten ausnahmslos ermordet. 1940 und 1941 fielen bis zu 2.500 Menschen der „Sonderaktion gegen jüdische Anstaltspatienten“ zum Opfer, darunter auch Elisabeth Jochsberger. Zusammen mit 190 anderen Jüdinnen und Juden wurde sie von der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar am 20. September 1940 in die Tötungsanstalt Hartheim in Österreich deportiert und dort nach ihrer Ankunft mit Kohlenmonoxid ermordet.
Molly Jochsberger war nach der Emigration ihres Ehemanns in die USA und ihrer Tochter Margarethe nach England bei Elisabeth Jochsberger in Deutschland geblieben. Nach deren Deportation schrieb sie verzweifelte Briefe an den Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, Dr. Hermann Pfannmüller, ohne jemals eine Antwort zu erhalten. Am 20. November 1941 wurde Molly Jochsberger zusammen mit rund 1.000 anderen Münchner Jüdinnen und Juden nach Kaunas deportiert und dort fünf Tage später erschossen.
(Text Sibylle von Tiedemann, Lektorat C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für Schülerinnen des Luisengymnasiums

Zum 200. Jahrestag seiner Gründung veranstaltete das Luisengymnasium eine Gedenkveranstaltung, um an 20 ehemalige Schülerinnen zu erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

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