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Manfred Kissinger


Bürkleinstr. 20

Geburtsdatum:
27.03.1932
Geburtsort:
München
Todesdatum:
25.11.1941
Todesort:
Kaunas
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
20.11.2018
Stadtteil:
Altstadt - Lehel

Manfred Kissinger wurde als zweiter Sohn des Ehepaars Jenny und Julius Kissinger am 27. März 1932 in München geboren. Die Familie lebte im ersten Stock in der Bürkleinstraße 16 (heute 20). Manfreds Bruder Albert war ein Jahr älter als er. Weil die Wohnung bald schon zu klein wurde, zog die Familie im selben Stockwerk in die Wohnung links der Stiege. Dort lebten auch der geschiedene Onkel Ferdinand Kissinger sowie später Großvater Simon Kissinger.
Manfred und Albert waren echte Leheler Buben. Sie gingen in die Jüdische Volksschule nur ein paar Gehminuten vom Haus entfernt. Dort unterrichteten ihr Vater und ihr Onkel. Die Buben dürften im Viertel allerdings keine unbeschwerte Kindheit gehabt haben. Zeitzeugen berichten, dass die jüdischen Kinder im Lehel von den christlichen ausgegrenzt und zum Teil brutal behandelt wurden. Der jüdische Jurist Fritz Silber erinnerte sich später, dass sein Sohn in der Bürkleinstraße von einem anderen Kind mit dem Roller angefahren, geschlagen und beschimpft wurde.
Ab 1940 bemühte sich die Familie Kissinger intensiv darum, in die USA ausreisen zu können – vergeblich. Manfred Kissinger war neun Jahre alt, als die Gestapo ihn am 20. November 1941 mit seiner Familie aus der Wohnung holte und in die „Judensiedlung Milbertshofen“ an der Knorrstraße 148 brachte. Zusammen mit rund 1.000 anderen jüdischen Kindern, Frauen und Männern wurde er nach Kaunas in Litauen deportiert. Es war die erste und größte Deportation von Münchner Jüdinnen und Juden. Am 25. November 1941 erschossen SS-Einsatzgruppen Manfred zusammen mit seiner gesamten Familie und ließen sie alle in einem anonymen Massengrab verscharren.(Text Felicia Englmann, Lektorat C. Fritsche)

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