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Simon Kissinger


Bürkleinstr. 20



Geburtsdatum:
18.02.1859
Geburtsort:
Rödelsee, Kr. Kitzingen
Todesdatum:
15.02.1939
Todesort:
München
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
20.11.2018
Stadtteil:
Altstadt - Lehel

Simon Kissinger kam als Sohn der Kaufleute Abraham und Fanni Kissinger am 18. Februar 1859 im unterfränkischen Rödelsee zur Welt. Nach seiner Ausbildung an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt (ILBA) in Würzburg trat er mit 20 Jahren eine Stelle als Lehrer an der Israelitischen Elementarschule in Urspringen an. 1884 heiratete er Babette Fränkel. Das Paar bekam zwischen 1888 und 1897 sieben Kinder, darunter die Söhne Ferdinand und Julius, die wie ihr Vater Lehrer wurden. Simon Kissinger war im ganzen Ort bekannt und geachtet. Er engagierte sich als Lehrer, Kantor und Vorbeter in der Jüdischen Gemeinde. Anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums im Lehramt erhielt er 1903 die Ehrenbürgerschaft von Urspringen. Weil sich für ihn kein Nachfolger fand, arbeitete er nach seiner Pensionierung weiter und setzte sich erst 1929 zur Ruhe.
In den 1930er Jahren verließ Simon Kissinger seinen Heimatort und zog zu seinen Söhnen Julius und Ferdinand nach München. Er lebte gemeinsam mit Julius Kissingers Familie in einer Wohnung im ersten Stock der Bürkleinstraße 16 (heute 20). Mit fast 80 Jahren musste er noch erleben, wie Ferdinand Kissinger im Zuge der „Kristallnacht“ am 10. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt und erst im Dezember freigelassen wurde.
Simon Kissinger starb am 15. Februar 1939 an Grippe und wurde auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München beigesetzt. Von seiner großen Familie überlebten nur wenige die NS-Zeit: Seine Töchter Irma und Bella emigrierten nach New York, seine Tochter Jenny ging nach Palästina. Alle anderen Kinder wurden ermordet, auch seine Söhne Ferdinand und Julius Kissinger sowie dessen Frau Jenny und die beiden Kinder Albert und Manfred. (Text Felicia Englmann, Lektorat C. Fritsche)


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