Titelbild Biografien
Biografie Detailseite 1

Dr. jur. Hermann Raff


Ohmstr. 13

Geburtsdatum:
23.08.1868
Geburtsort:
Göppingen
Todesdatum:
29.09.1943
Todesort:
Füssen
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
07.11.2022

Hermann Raff kam am 23. August 1868 als Sohn von Elias Raff und seiner Frau Therese, geborene Monheimer, in Göppingen zur Welt. Sein Vater war Fabrikant und starb, als Hermann erst ein Jahr alt war. 1872 heiratete seine Mutter erneut und zog mit ihrem zweiten Mann Bernhard Raff, Hermann und seiner älteren Schwester Marie nach München. 1873 kam Halbschwester Helene zur Welt. Nach dem Besuch des Maximiliansgymnasiums studierte Hermann Raff in München und Erlangen Jura. Er spezialisierte sich auf Handels- und Grundstücksrecht und eröffnete in München eine Kanzlei, die sich zunächst in der Weinstraße und ab den späten 1920er Jahren in der Schäfflerstraße befand. Er war außerdem Syndikus des von ihm gegründeten Bayerischen Maklerverbandes. 1900 heiratete Hermann Raff die Katholikin Katharina Siegel, 1871 geboren. Das Paar bekam zwei Kinder: Elisabeth, 1900 geboren, und Hans, 1904 geboren. 1908 zog die Familie ins Erdgeschoss der Ohmstraße 13.
Zwei Jahre nach Beginn der NS-Herrschaft trat Hermann Raff zum katholischen Glauben über. Weil er nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen weiterhin als Jude galt, schützte ihn dies nicht vor der Diskriminierung. Um der Verfolgung zu entgehen, zog Hermann Raff 1936 mit seiner Frau nach Füssen in ein Haus, das nichtjüdischen Verwandten von Katharina Raff gehörte. Nach der „Kristallnacht“ am 9. November 1938 überredete ihn sein Sohn Hans, sich in der Luckengrabenalm bei Kreuth am Tegernsee zu verstecken. Auf dem Weg dorthin versuchte sich Hermann Raff, das Leben zu nehmen; sein Sohn verhinderte den Suizid jedoch. Unmittelbar nachdem die beiden Füssen verlassen hatten, randalierten Nationalsozialisten vor dem Haus der Familie Raff und die Polizei durchsuchte es. Nach zwei Wochen kehrte Hermann Raff zurück. Weil er in „Mischehe“ mit einer nichtjüdischen Frau lebte, entging er der Deportation. Von der Verfolgung schwer gezeichnet starb Hermann Raff am 29. September 1943 mit 75 Jahren in Füssen. (Text Neumann & Kamp - Historische Projekte, Lektorat C. Fritsche)

Weitere Erinnerungszeichen an diesem Ort